Allergien

Als Allergie (altgriechisch ἡ ἀλλεργία ‚die Fremdreaktion‘, aus ἄλλος állos ‚anders‘, ‚fremd‘, ‚eigenartig‘ und τὸ ἔργον to érgon ‚das Werk‘, ‚die Arbeit‘, ‚die Reaktion‘) wird eine gesteigerte Reaktion des Immunsystems auf bestimmte körperfremde Stoffe (Allergene) bezeichnet.

Für die Entstehung einer Allergie können mehrere Faktoren eine Rolle spielen. Man unterscheidet vier Typen von Allergien. Typ I und Typ IV haben in der Praxis die größte Bedeutung.

Typ I beschreibt die Soforttyp-Reaktion, die im Mittelpunkt der Allergieforschung steht. Beispiel ist der saisonale allergische Schnupfen oder das allergische Asthma, das in der Regel durch Stoffe aus der Luft ausgelöst wird. Die Übeltäter: Pollen, Schimmelpilzsporen oder Staubbestandteile von Hausstaubmilben oder Haustieren. Nahrungsmittel oder Medikamente können ebenfalls Allergien vom Typ I auslösen. Am bedrohlichsten ist dabei der anaphylaktische Schock.

Beim Typ IV, dem verzögerten Typ, tritt die allergische Reaktion erst nach 12 bis 72 Stunden auf. Eine typische Spätreaktion ist die Kontaktallergie. Nach direktem Hautkontakt mit einem auslösenden Stoff kommt es zu entzündlichen Hautveränderungen, einem Kontaktekzem oder einer Kontaktdermatitis. Es zeigen sich Rötungen, Blasen oder Schuppen auf der Haut. Auch nach Einnahme von Medikamenten kann es zu einer Allergie vom Typ IV kommen.

Ein wichtiges Kennzeichen vieler allergischer Reaktionen ist, dass schon kleinste Mengen ausreichen, um eine Reaktion auszulösen.

Grundsätzlich kann jeder Eiweißstoff (Protein) zum Allergen werden. In einem nicht allergiekranken Menschen löst ein körperfremdes Protein eine normale Immunantwort aus und wird zumeist als ein „harmloses“ Antigen erkannt, ohne Zusammenhang mit einer allergischen Reaktion. Ein Protein wird nur dann als Allergen bezeichnet, wenn es vom Immunsystem als gefährlich erkannt wird und eine allergische Reaktion auslöst. Beim ersten Kontakt kommt es zu einer Sensibilisierung, die symptomlos verläuft, und bei wiederholtem Kontakt zu einer krankmachenden allergischen Entzündungsreaktion, die je nach Art des Allergens und des Reaktionstyps unterschiedliche Krankheitsbilder hervorruft.

Allergene aus der Luft: Vielfältige Stoffe aus der Umwelt sind in der Lage, eine allergische Reaktion in Gang zu setzen. Weitaus am bedeutendsten sind Allergene in der Luft, da sie stark verbreitet sind und insbesondere die sehr häufigen allergischen Erkrankungen der Atemwege, aber auch der Augen und der Haut auslösen.

Wichtige Quellen für Inhalationsallergene kommen im häuslichen Bereich vor und stammen von Hausstaubmilben, Haustieren und Schimmelpilzen. Während diese Innenraumallergene das ganze Jahr über mehr oder weniger vorhanden sind, ist der Pollenflug auf die Blütezeit der jeweiligen Pflanzen beschränkt.

Nahrungsmittel als Allergene: Prinzipiell kann jedes Nahrungsmittel Auslöser für eine Allergie oder Überempfindlichkeit anderer Ursache sein. Bei „echten“ Allergien sind besonders die folgenden Nahrungsmittel von Bedeutung:

  • Kuhmilch
  • Baumnüsse (Haselnuss, Walnuss)
  • Sojabohne
  • Hühnerei
  • Erdnuss
  • Fisch und Meeresfrüchte
  • Weizen

Insektengift als Allergen: Bei Allergien gegen Insektengift spielen in Mitteleuropa fast ausschließlich die Gifte von Honigbienen und Wespen eine Rolle. Das Gift enthält verschiedene Proteine (Eiweißstoffe) und hormonähnliche Substanzen wie beispielsweise Histamin. Bei einer Allergie handelt es sich in den meisten Fällen um eine Reaktion vom Soforttyp.

Arzneimittel als Allergene: Grundsätzlich kann jedes Arzneimittel eine Allergie auslösen. Es sind jedoch nicht immer die eigentlichen Wirkstoffe, sondern manchmal auch zusätzlich enthaltene Hilfsstoffe verantwortlich.

Am häufigsten sind - allergische und nicht-allergische - Reaktionen auf folgende Medikamente:

  • Stoffe, die Fremdeiweiß enthalten, z. B. einige Impfstoffe, Transfusionen
  • Antibiotika, z. B. Penicillin, Erythromycin
  • Schmerzmittel (Analgetika), z. B. Acetylsalicylsäure
  • Röntgenkontrastmittel
  • Lokalanästhetika (Mittel zur örtlichen Betäubung)

Kontaktallergene: Grundsätzlich können alle Stoffe aus der Umwelt, dem Haushalt oder dem Bereich der beruflichen Tätigkeit Kontaktallergene sein. Die häufigsten sind Metalle, Duft- und Konservierungsstoffe. Oft handelt es sich um Inhaltsstoffe von Kosmetika wie Gesichtscremes, Deodorantien, Make up, Nagelkosmetika, Haarfärbe- und Bleichmittel und Seifen. Auch Arzneimittel wirken gelegentlich als Quelle für Kontaktallergene. Typische Beispiele sind Naturheilmittel wie Propolis (Kittharz der Bienen) sowie Heilsalben oder -cremes mit pflanzlichen Inhaltsstoffen.

Lichtsensibilisierende Substanzen als Allergene: Zahlreiche Stoffe aus der Umwelt, aber auch viele Arzneimittel können die Empfindlichkeit gegenüber ultravioletter (UV) Strahlung steigern und eine Photo(-kontakt-)allergie auslösen. Dazu gehören eine Reihe von Farb-, Duft- und Konservierungsstoffen sowie ätherische Öle, die unter anderem in vielen Kosmetika und Parfüms enthalten sind. Auch Arzneistoffe wie zum Beispiel Teer(-bestandteile), Psychopharmaka oder Mittel gegen Entzündungen und Schmerzen können Photoallergien hervorrufen. Dabei kann es vorkommen, dass die Hautreaktionen in Zusammenhang mit der Sonnenbestrahlung erst einige Zeit nach der Anwendung auftreten, weil die lichtsensibilisierenden Stoffe länger im Körper verbleiben. Darüber hinaus können auch Substanzen in UV-Schutzmitteln eine Photokontaktallergie auslösen – also Stoffe, die ohnehin in Zusammenhang mit Sonnenbestrahlung angewendet werden.

Paradoxerweise können auch Sonnenschutzmittel lichtsensibilisierende Substanzen enthalten und damit eine Photokontaktallergie auslösen.

Naturlatex als Allergen: Gummihaltige Gegenstände kommen überall im täglichen Leben vor. Der Rohstoff für Naturgummi ist Naturlatex, das aus dem milchigen Saft des Kautschukbaums (lateinisch Hevea brasiliensis, Hev b) gewonnen wird. Naturlatex enthält verschiedene Eiweißstoffe (Proteine), die als Allergene wirken können. Nicht jede Unverträglichkeit von Gummimaterialien ist allerdings auf eine Allergie gegen Latex zurückzuführen. Bei der Verarbeitung des Naturlatex werden diesem verschiedene Hilfsstoffe zugesetzt, die unter anderem dazu dienen, die Elastizität, Haltbarkeit und Widerstandskraft des Gummimaterials zu erhöhen. Außer dem Latex selbst müssen all diese Stoffe im Prinzip als mögliche Auslöser für eine allergische, aber auch nicht-allergische Reaktion in Betracht gezogen werden.

Naturlatex-Allergene können sowohl über die Luft als auch Hautkontakt allergische Reaktionen auslösen.

Weitere Informationen zu Allergenen:

Quelle: https://www.allergieinformationsdienst.de/